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Der feem blog

Kategorie: Interview

“Kommunikation ist der Schlüssel in der Selbstverteidigung” 

Annelena Balke ist Regisseurin, Schauspielerin, systemische Coachin und Expertin für Kommunikation. Sie coacht Führungskräfte in den Bereichen Kommunikation und Präsentation. Im Interview spricht sie über die Rolle der Kommunikation für die Selbstverteidigung. 

Annelena, du bietest Coachings für Führungskräfte an. Was können diese bei dir lernen? 

Ich helfe Führungskräften dabei, in sich souverän zu fühlen und Sicherheit auszustrahlen. Ich lege großen Wert auf praktisches Üben. Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, nicht nur über Situationen zu sprechen, sondern diese auch zu erleben. Man kann nur durch Wiederholungen lernen. Ich kann als Schauspielerin sehr gut, die Seite des Gegenübers einnehmen und so eine realistische Szene darstellen. Ich glaube in dieser Philosophie sind feem und ich sehr verbunden. 

Was ist aus deiner Sicht das größte Problem beim Kommunizieren? 

Ich denke, in schwierigen Gesprächen ist es oft die Stille, die das größte Problem darstellt. Wenn Menschen unsicher werden, fangen sie an, viel zu sprechen oder zu “labern”. Das erkenne ich auch bei Führungskräften häufig. Wenn eine Frage gestellt wird und der Mitarbeitende nicht gleich antwortet, wird versucht die Stille zu überspielen. Das ist aber genau die falsche Strategie. Es ist völlig in Ordnung, wenn man erst überlegt, bevor man eine Frage beantwortet. In einem guten Gespräch geben sich beide Parteien dafür Zeit.  

Auf dem Foto sieht man Annelena Balke.

Wie kann man die Unsicherheit verlieren? 

Man sollte die Situation annehmen und sich darauf einstellen. Wenn man dann während des Gesprächs bei sich bleibt, also zum Beispiel durch Atmung oder durch einen symbolischen Anker, an dem man sich festhält, strahlt man Sicherheit aus und hat auch die Ruhe zuzuhören. Aber natürlich braucht das Zeit und Übung. Oft spielt auch das Mindset eine große Rolle. Traue ich mir das zu oder habe ich negative Glaubenssätze? Nur wenn ich eine innere Sicherheit habe, kann ich das auch nach außen ausstrahlen. 

Gibt es einen Unterschied in den Kommunikationsfehlern zwischen Frauen und Männern? 

Es sind weniger die Fehler, sondern mehr die Probleme, die sich zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Frauen in Führungspositionen sind oft in männerdominierten Bereichen. Sie stellen dann die Frage, ob sie sich durchsetzen können. Sie wollen nicht zickig oder autoritär wirken. Das macht unsicher. Männliche Chefs haben Probleme, wenn in einem Gespräch Gefühle gezeigt werden, also wenn die Mitarbeiterin zum Beispiel anfängt zu weinen.  

Welche Rolle spielt Kommunikation in der Selbstverteidigung? 

Kommunikation ist der Schlüssel in der Selbstverteidigung. Damit meine ich nicht nur das Sprechen, sondern auch die non-verbale Kommunikation. In der Selbstverteidigung gilt das gleiche, wie in der Arbeitswelt. Wer weiß, wie man in einer schwierigen Situation reagieren kann, ist sicher und strahlt das dann auch aus. Deswegen empfehle ich weiblichen Führungskräften auch, einen Selbstverteidigungskurs zu machen. Alle Fähigkeiten, die sie in einem Selbstverteidigungskurs lernen, können sie dann auch auf die Arbeitswelt übertragen. Ich habe selbst mal einen solchen Kurs gemacht. Das ist zwar schon Jahre her, aber ich habe das immer noch sehr präsent in meiner Erinnerung. Das hat mich nachhaltig beeinflusst. 


Lisa Gerth, 7. November 2023